Der Waffenstillstand im Gazastreifen ist fragil, die toten israelischen Geiseln sind noch nicht alle zurück, und die Hamas terrorisiert bereits wieder Landsleute. Aber es gibt ein Vorbild für einen erfolgreichen Friedensprozess.
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Live-Aufzeichnung von «Alles klar, Amerika?» ein Jahr nach der Trump-Wahl: Am 19. November 2025 im Kraftwerk in Zürich. Alle Infos dazu findet Ihr hier: tagesanzeiger.ch/allesklar
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US-Präsident Donald Trump zeigt keine Zweifel, dass Frieden einkehren wird im Nahen Osten. Gleichzeitig will Trump die Hamas entwaffnet sehen – notfalls auch unter dem Einsatz von Gewalt. Ein sogenanntes Board of Peace, eine Art Verwaltungsrat für den Frieden mit dem Vorsitzenden Donald Trump, soll die Oberhoheit über den Gazastreifen übernehmen. Dieses Board of Peace wiederum soll ein Komitee einsetzen, das konkret und vor Ort für den Wiederaufbau des Gazastreifens zuständig wäre. Heissen soll diese Organisation «Gaza International Transitional Authority», der internationale und palästinensische Experten angehören sollen.
Im Gespräch für den Chefposten der «Gaza International Transitional Authority» ist unter anderen Tony Blair, der frühere britische Premierminister. Blair hat Nahosterfahrung, er war nach seiner Amtszeit Sondergesandter des Nahostquartetts – bestehend aus den USA, der EU, der UNO und Russland. Ausserdem kann Blair als Friedensstifter einen Erfolg vorweisen: Er war massgeblich am Karfreitagsabkommen in Nordirland beteiligt und wurde mit Lorbeeren für sein diplomatisches Verhandlungsgeschick überhäuft, als er sich mit dem irischen Premier Bertie Ahern und US-Präsident Bill Clinton auf den Friedensprozess in Nordirland einigte.
Allerdings ist Blair nicht unumstritten: Sein Handicap ist, dass er 2003 vehement für den Irakkrieg eingetreten ist und die Lüge von Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen als Wahrheit verbreitet hat. Die Ernennung des Briten Blair für diesen Posten hätte ausserdem einen kolonialistischen Beigeschmack, da Palästina einst britisches Mandatsgebiet war, was nicht nur palästinensische Kritiker monieren.
Was braucht es, damit aus dem Waffenstillstand im Gazastreifen ein Friede im Nahen Osten wird? Kann man mit einer Terrororganisation wie der Hamas überhaupt verhandeln? Und könnte das Karfreitagsabkommen von Nordirland als Blaupause für den Friedensprozess dienen? Darüber unterhält sich Christof Münger, Leiter des Ressorts International, mit Tina Kempin Reuter, Professorin für Politikwissenschaft in Birmingham, Alabama, in einer neuen Folge des USA-Podcasts «Alles klar, Amerika?».
Produzent: Noah Fend