Alles klar, Amerika?

Was ist nur mit den Republikanern los?

Episode Summary

Die Trump-Partei ist völlig zerstritten und hat sogar Mühe, sich auf einen Speaker fürs Repräsentantenhaus zu einigen.

Episode Notes

Es war eine historische Schlappe: Erstmals seit hundert Jahren ist ein Speaker des Repräsentantenhauses, der Vorsitzende der grossen Kammer des US-Kongresses, nicht im ersten Wahlgang gewählt worden. Die Fraktion der Republikaner liess ihren Kandidaten Kevin McCarthy auflaufen.

Die Republikaner hatten bei den Zwischenwahlen im November die Mehrheit im Repräsentantenhaus gewonnen. Knapp zwar, aber sie haben jetzt 222 Sitze, die Demokraten 213. Deshalb endete die Karriere der bisherigen Speakerin, der Demokratin Nancy Pelosi. Kevin McCarthy wollte ihr Nachfolger werden als Nummer drei in der politischen Hierarchie hinter Präsident und Vizepräsidentin.

Egal, wie die Speaker-Wahl ausgeht: McCarthy trägt schweren Schaden davon. Schon die öffentliche Rebellion in den Wochen vor der Wahl war eine Blossstellung. Und die Stunden im Kongress, in denen er vor den Augen eines nationalen Fernsehpublikums eine Wahlschlappe nach der anderen kassierte, sind eine Demütigung.

Dabei gehörte McCarthy zu den frühen Unterstützern des ehemaligen Präsidenten Donald Trump. Erst nach der Attacke aufs US-Capitol am 6. Januar 2021 soll er gemäss Berichten Trump abgeschworen haben – allerdings nur ganz kurz. Schnell wurde damals klar, dass ein beachtlicher Teil der Basis weiter zu Trump steht. Doch diese politische Slalomfahrt haben die besonders radikalisierten Trump-Anhänger im Kongress nicht verziehen.

Aber weshalb sind die republikanischen Abgeordneten so zerstritten? Wann hat sich die Grand Old Party radikalisiert, erst als Trump auftauchte? Oder schon früher? Und was heisst das für Präsident Biden und die Demokraten? Auch mit Blick auf 2024?

Darüber unterhalten sich Martin Kilian, langjähriger USA-Korrespondent, und Christof Münger, Leiter des Ressorts International der Tamedia-Redaktion in Zürich.